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Impuls zum 15. Mai 2022

Zum 5. Sonntag nach Ostern

Von Gerold König (Langerwehe), pax christi-Bundesvorsitzender 

Himmel und Erde
Himmel und Erde, so heißt ein im Rheinland bekanntes Mittagessen. Äpfel als Symbol für den Himmel und Kartoffeln als Symbol für die Erde werden zusammengestampft und daraus entsteht ein wunderbares Essen. Früher habe ich mir das als Festmahl von meiner Mutter zum Geburtstag gewünscht. So nah und doch so fern sind sich Himmel und Erde.

Heute habe ich das Gefühl, dass Himmel und Erde nicht mehr zusammenzubringen sind. Mit mir verzweifeln, zweifeln viele Menschen.

Gerade jetzt, wo der Krieg in der Ukraine so nahe gerückt ist, fragen wir uns immer öfter: Wo ist denn Gott? Wo ist der Himmel? Warum sind wir dem Himmel auf Erden so weit entfernt? 

Wenig tröstliches fällt mir ein, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und mir überlege, wie ich diesen Impuls zum 5. Sonntag nach Ostern gestaltet soll.

Unfriede herrscht auf der Erde, Hunger; Not und Elend überall. Wir schauen zu. Wir sind verdammt dazu, zuzuschauen. Kaum auszuhalten. 

Und dann kommt da Gott, mit der Botschaft des Auferstandenen, der durch die Hölle gegangen ist. Der Himmel und Erde selbst erlebt hat. Der angehimmelt wurde, der Wunder vollbracht hat, der Lahme gehend und Blinde sehend gemacht hat. Der die Botschaft des Friedens in eine damals schon unfriedliche Welt getragen hat. Es hätte alles so schön sein können. Hätten wir doch nur aufgepasst, zugehört und zugesehen. Hätten wir doch nur sein Beispiel ernst genommen. Wir hätten den Himmel auf Erden gehabt. 

Aber es kam anders, verraten und verkauft haben wir ihn – um des Geldes willen, um der Macht willen haben wir ihn verraten. Ihm wurde der Prozess gemacht und er hat verloren, alles.

An das Kreuz genagelt ist er mit dem Blick zum Himmel gestorben: Mein Gott (Vater) warum hast du mich verlassen? 

Es war zu Ende – unser aller Karfreitag – Erde. 

Seine Botschaft aber geht weiter – nicht vorbei – nicht zu Ende – Auferstanden drei Tage später – setzt er seine Botschaft fort, immer mit den Worten „Der Friede sei mit Euch“.

Er will sagen, ich bin bei Euch – Himmel und Erde!
Er sagt uns: Liebt einander! Wie ich Euch geliebt habe.

Hören wir hinein in das Evangelium nach Johannes
Als Judas den Abendmahlssaal verlassen hatte, sagte Jesus:
Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht.
Wenn Gott in ihm verherrlicht ist,
wird auch Gott ihn in sich verherrlichen
und er wird ihn bald verherrlichen.
Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei Euch.
Ein neues Gebot gebe ich Euch:
Liebt einander!
Wie ich Euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.
Daran werden alle erkennen, 
dass ihr meine Jünger seid:
Wenn ihr einander liebt!

Ein großer Auftrag – unvorstellbar, was er da von uns verlangt: „Liebt einander“.

Da stehen wir mit leeren Händen, zwischen Himmel und Erde, stehen da und hören dieses „Liebet einander“.
Das zerreißt uns, das ist kaum auszuhalten. „Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe“

Es herrscht Krieg – Unfriede – Gewalt – Mord und Totschlag
und da kommt einer und sagt „liebt einander“ – ja wie denn bitteschön?

Ich habe die Antwort nicht. Ich weiß nur, dass wir handeln müssen. Nicht mit Gewalt, nicht mit weiteren Waffen. Hinter jedem Gewehr steht ein Mensch und zielt auf einen Menschen. Mit einem gekrümmten Finger entscheidet er über Leben und Tod. 

Diese bedingungslose Liebe, die Gott von uns verlangt, bedeutet letztendlich im Gegenüber Gott, den Menschen, zu sehen, der auch liebt und geliebt wird.

Wir können und konnten Kriege, auch diesen Krieg nicht verhindern. Wir können aber durch unser Vorbild, durch unsere Liebe, durch unsere Gewaltlosigkeit dazu beitragen, dass sich das Denken und Handeln verändern.

Nicht von Heute auf Morgen
Lasst es uns aushalten, dass alles seine Zeit braucht
lasst uns aber nicht aufhören, von dieser bedingungslosen Liebe zu erzählen,
der Gewaltlosigkeit Zeit und Raum zu geben,
für uns
für unsere Kinder und Enkel
für alle Generationen
damit der Himmel auf Erden wieder spürbar wird.
Es ist so schön, dass wir mit allen Menschen auf der ganzen Welt, auch in Russland und der Ukraine, dieses eine Gebet zum Schluss beten dürfen, das Gebet voller Liebe gerichtet an unseren Vater, unsere Mutter:

Vater unser im Himmel - Du bist auch unsere Mutter
geheiligt werde Dein Name
Dein Reich komme - Du bist der Himmel auf Erden
Dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auch auf Erden
unser tägliches Brot gib uns heute - das Brot der Liebe und der Gewaltlosigkeit
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern - wir vergeben und gewähren Vergebung
und führe uns nicht in Versuchung
sondern erlöse uns von dem Bösen - lass uns Dich beim Wort nehmen
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit – in Ewigkeit - Immer und überall
AMEN - AMEN

 

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